Beim Verbiegen der Weiche über die gesamte Weichenlänge ändert sich die Länge der Weiche geringfügig. Bei der Berechnung einer Bogenweiche mit dem Programm Modellgleis ergibt sich meist eine etwas kürzere Länge der Weiche, da hier die Berechnungsformeln der deutschen Staatsbahnen angewendet werden. Der Unterschied zwischen tatsächlicher und rechnerischer Längenänderung der Weiche sollte möglichst am Weichenanfang der betreffenden Weiche angepasst werden. Daraus ergibt sich, dass die Weiche genau am Weichenende (z.B. bei 12° oder 10°) angelegt wird und sich die Lage des Weichenanfangs daraus ergibt. Wird eine Weiche über die gesamte Länge der Weiche verbogen, so entsteht an der Stellstange der Weichenzunge eine mehr oder weniger große Verdrehung der Stellstange gegenüber den beiden benachbarten Schwellen der Weiche. Wenn die Stellstange diese Schwellen berührt, muss die zu lange Schiene der Weichenzunge etwa in der Mitte der Weiche um ca. 1 mm durch einen Trennschnitt gekürzt werden und ggf. mit einem Schienenverbinder neu zusammengefügt werden.
Dargestellt ist hier die Weiche 85353, diese Art des Verbiegens wird bei allen anderen einfachen Weichen und Bogenweichen von Tillig in gleicher Weise angewandt:
Die Unterseite einer Tillig-rechts-Weiche 85353 mit 1350mm Zweiggleisradius:
Auf der Unterseite der fertigen Tillig-Weichen sind eine Reihe von kleinen angeschweißten Kügelchen vorhanden, die die fertige Weiche in der Form halten. Je nachdem, wie die Weiche verbogen werden soll, ist entweder die ganze Weiche flexibel zu machen, oder nur das hintere Ende der Weiche.
Um nun die Weiche flexibel zu machen, muss ein Teil diese angeschweißten Kügelchen mit einem Uhrmacherschraubendreher vorsichtig herausgebrochen werden.
Die geeignete Größe ist der kleinste oder besser der zweitkleinste Schraubendreher des Schraubendrehersatzes:
Hierfür muss man sich die Kügelchen der Weiche von unten genauer anschauen:
Der vordere Teil der Tillig-Weiche:
Im vorderen Teil, dem Zungenteil der Weiche, werden die rot eingekreisten Kügelchen vorsichtig herausgebrochen. Die im grünen Viereck liegenden Kügelchen der längeren Weichen mit 2200 mm Radius müssen bestehen bleiben, damit die äußeren Schienen de r Weiche, die Backenschienen, den notwendigen Abstand zu den Zungenschienen behalten.
Wichtig! Bei Weichen, die im Bereich des grünen Vierecks keine Schweißkügelchen aufweisen, ist bei der verbogenen Weiche auf die genaue Lage der Backenschienen am Kleineisen zu achten, ggf. muss die Backenschiene extra verbogen werden, um die Weiche zu entspannen.
Der mittlere Teil bis hinter das Herzstück der Tillig-Weiche:
Im mittleren Teil der Weiche und bis hinter das Herzstück werden alle Kügelchen vorsichtig herausgebrochen (rote Markierung).
Wichtig: Die elektrischen Verbindungsbrücken (orangefarben markiert) können bei nur wenig verbogenen Weichen belassen werden. Bei Weichen, die stark verbogen werden sollen, sind die Brücken aufzutrennen und ggf. auch vorsichtig zu entfernen. Diese notwendigen elektrischen Verbindungen müssen mittels angelöteter Kabelverbindungen beim Einbau auf der Anlage neu hergestellt werden.
Das Endteil der Tillig-Weiche:
Im Endteil der Weiche werden noch die vier blau eingekreisten Kügelchen vorsichtig herausgebrochen!
Ergänzung für die Tillig-Weichen 85343 und 85344
Bei diesen Weichen bestehen zwischen den Schwellen feste Verbindungsstege. Um diese Weichen auf ganzer Länge flexibel zu machen, muss jeder zweite Verbindungssteg herausgeschnitten werden. Dabei bleibt bei den Stegen gegenüber immer der Steg bestehen.
Weichen, die sehr stark verbogen werden
Bei Weichen, die sehr stark verbogen werden sollen, berührt die Stellstange an der Weichenzunge die benachbarte Schwelle und behindert die Bewegung der Stellstange. Um dies zu vermeiden, muss die bogeninnere Zungenschiene ungefähr in der Mitte, je nach Verbiegung der Weiche, um 1 mm oder mehr gekürzt werden und ggf. mit einem Schienenverbinder oder mit einer Löstelle neu zusammengefügt werden.
Die Weiche ist zwar nun auf der gesamten Länge flexibel, das kann nun auch gleich vorsichtig ausprobiert werden. Die Weiche hat jedoch noch den Endwinkel der Original-Tillig-Weiche. Um nun die 1350 mm-Weiche im Endwinkel von 12° auf 10° zu bringen, werden die kleinen geschlängelten und flexiblen Längsverbindungsstege zwischen den Schwellen an den gelb markierten Stellen herausgeschnitten.
Wenn eine Weiche nur im Endwinkel flacher werden soll und sonst nicht verändert werden soll, so sind nur die Bild unten blau, orange und gelb markierten Veränderungen auszuführen.
Die nun längs verschiebbaren Schellen werden vom Herzstück weg, zum alten 12°-Weichenende hin verschoben. Dadurch stellt sich ein flacherer Winkel, von z.B. 10° ein. Bezogen auf den Weichenanfang ist die Stelle, ab der die Längsverbindungsstege herausgeschnitten werden zu erkennen:
Weichen mit 866 mm Radius und die davon abgeleiteten Bogenweichen 85363, 85364 und 85381: Ab 182 mm vom Weichenanfang die Längsverbindungsstege herausschneiden, um die Weichen von 15° auf 12° Endwinkel flacher zu machen.
Weichen mit 1350 mm Radius und die davon abgeleiteten Bogenweichen 85313, 85314, 85333, 85334, 85373, 85374 und 85383:
Ab 236,2 mm vom Weichenanfang die Längsverbindungsstege herausschneiden, um die Weichen von 12° auf 10° Endwinkel flacher zu machen.
Weichen mit 2200 mm Radius und Bogenherzstück:
Ab 300 mm vom Weichenanfang die Längsverbindungsstege herausschneiden, um die Weichen von 9,4° auf 7,8° Endwinkel flacher zu machen.
Dargestellt ist hier die DKW 85391, diese Art des Verbiegens wird an der Tillig-EKW 85396 in gleicher Weise angewandt.
Um nun eine Zungenvorrichtung (hier die untere Vorrichtung) zu verbiegen, wird das Verbindungsstück zwischen den Stellstangen vorsichtig und mit sanfter Gewalt entfernt (orange markiert). Die vier Einzelschwellen, die unmittelbar neben dem Verbindungsstück der Stellstangen liegen werden mit einem scharfen Messer um ca. 1 mm gekürzt und die links davon liegenden vier Langschwellen werden mit einem scharfen Messer in der Mitte durchtrenn und ebenfalls um ca. 1 mm gekürzt (gelb markierter Bereich). Weiter werden an den blau markierten Stellen die Längsverbindungsstege durchtrennt und ein Schweißkügelchen wird vorsichtig herausgebrochen (rot markiert). Nun ist die Zungenvorrichtung flexibel.
Im nächsten Bild ist die überarbeitete Zungenvorrichtung abgebildet:
Die Zungenvorrichtung wird nun auf 55 mm Länge gleichmäßig zur anderen Zungenvorrichtung hin verbogen. Damit wird die rechte Zungenvorrichtung zu einer linken Zungenvorrichtung verbogen. Hier die Doppelte Kreuzungsweiche mit verbogener Zungenvorrichtung: