Kürzer, weil vorbildgerecht - Teil 3 Gleisverbindungen mit Bogenweichen im Gleissystem S21

Von den Modellgleisherstellern werden zwei verschiedene Bogenweichenformen angeboten:
Die erste Form sind Innenbogenweichen, bei denen der Radius im Stamm- und im Zweiggleis gleich ist und am Weichenanfang eine kurze Gerade im Stammgleis angeordnet ist (z.B von Roco, Fleischmann und Piko). Weichen dieser oder ähnlicher Form gab oder gibt es nur bei Bahnen der Industrie, aber nicht bei den deutschen Staatsbahnen. Die zweite Form sind Außen- oder Innenbogenweichen, die sich von geraden Weichen mit Bogenherzstück ableiten. So etwa die Bogenweichen von Tillig oder von Peco. Diese Form der Bogenweiche wird bei den deutschen Staatsbahnen bis heute verwendet.

In der Abbildung 11 sind vergleichend verschiedene Gleisverbindungen mit Bogenweichen dargestellt (von links nach rechts):

  • Würde die lange Innenbogenweiche von Roco mit Stamm- und Zweiggleisradius von 826,4mm zur geraden Weiche zurückgebogen werden, entstünde die ganz links abgebildete Weiche. In der kurzen Zungenvorrichtung beträgt der Zweiggleisradius 826,4mm. Der besonders lange und gerade Herzstückbereich begint etwa 60mm nach dem Weichenanfang und reicht bis zum Weichenende.
  • In der ersten Gleisverbindung von links werden nun mit dem Programm MODELLGLEIS die langen Bogenweichen von Roco verwendet. Da die besonders langen Herzstückbereiche verbogen sind, stellt das Programm die Schwellen falsch dar. Das Programm MODELLGLEIS ist eben nicht für solche Weichen ausgelegt. Am Gleisverlauf ist zu erkennen, daß die Kreisbögen, die durch die Weichen verbunden werden, am Anfang der oberen Weiche am dichtesten beieinander liegen. Ein Signalmast paßt hier eigentlich nicht mehr dazwischen. Die Gleisverbindung ist zwar kürzer als ein Viertelkreis, der Systemgleisabstand von Roco wird aber erst nach einem Viertelkreis erreicht und im äußeren Gleis ergibt sich eine unschöne kurze Gerade am Anfang der oberen Weiche.
  • In der zweiten Gleisverbindung von links werden nun zwei IBW 21-1946-1:6,8 R (also ebenfalls von Roco) verwendet. Die obere IBW ist so weit verbogen, bis sich ein Zweiggleisradius von 600mm ergibt (Weichen verbiegen siehe Modellweichen). Im Stammgleis ergibt sich ein Radius von 882,51mm. Zwischen den Hauptgleisen beträgt der Gleisabstand 63mm, damit kann am Anfang der oberen Weiche ein Signal zwischen den Gleisen angeordnet werden. Der Radius des inneren Kreisbogens und des Zweigleises der unteren Weiche beträgt 819,51mm (=882,51mm-63mm). Für das Stammgleis der unteren Weiche ergibt sich ein Radius von 1433,68mm. Für den fahrdynamisch notwendigen Zwischenbogen ergibt sich ein Radius von 878,35mm. Die S21-Gleisverbindung ist trotz des größeren Gleisabstandes gegenüber der von Roco angebotenen Gleisverbindung um etwa 219mm kürzer (rotes Gleisstück)!
  • Wenn mit den beiden Innenbogenweichen freizügiger umgegangen wird, könnten wie in der dritten Gleisverbindung zwei sehr unterschiedliche Kreisbögen mit den Radien 2000mm und 600mm verbunden werden.
  • Wird statt der Weiche von Roco der Bausatz einer Weiche 49-190-1:7,5 vom Modellwerk zur IBW 21-2184-1:7,37 M abgeändert, können die Parallelkreise auf die Radien 841mm und 777mm verkleinert werden (vierte Gleisverbindung von links). Der Zweiggleisradius der oberen Weiche beträgt 600mm. Bei einem Gleisabstand von 64mm ist die Gleisverbindung nun aber nur 97mm kürzer.
  • Wird, wie in der ganz rechten Gleisverbindung, der Gleisabstand nach NEM auf 52mm verringert, ist die S21-Gleisverbindung mit den abgeänderten Weichen von Modellwerk 194mm kürzer als die von Roco angebotene Gleisverbindung.
Abb. 11: Vergleich von verschiedenen Gleisverbindungen mit Bogenweichen

Abb. 11: Vergleich von verschiedenen Gleisverbindungen mit Bogenweichen.

Die S21-Gleisverbindungen, wie sie für Bahnhofseinfahrten im Bogen verwendet werden können, sind deutlich kürzer als die handelsübliche Gleisverbindung. Eben kürzer, weil vorbildgerecht.

Machen Sie mit Bogenweichen einfach das, was Sie wollen!

Von Tillig werden von der Weiche mit 9° Herzstückwinkel zusammen mit den Rechts- und Linksweichen sieben verschiedene Bogenweichen angeboten. Mit dem Programm MODELLGLEIS und dem Gleissystem S21 können, wenn der Stammgleisradius zwschen 600mm und 10000mm in 1mm-Schritten abgestuft wird, 9400 verschiedene Innenbogenweichen festgelegt werden, oder 9400 verschiedene Außenbogenweichen festgelegt werden. Mit dem Programm MODELLGLEIS können die Radien aber in 0,01mm-Schritten festgelegt werden!

In der Abbildung 12 sind links drei Bogenweichenverbindung mit Weichen 21-1350-1:5,671 T dargestellt und rechts drei Bogenweichenverbindungen mit Weichen 21-1946-1:6,8 R. Links wie rechts ist in der jeweils oberen Weichenverbindung die innere Weiche als symmetrische Außenbogenweiche angeordnet. An der ABW von Tillig müssen nur die Langschwellen nach dem Weichenende verschoben werden. In den mittleren Weichenverbindungen sind die bogeninneren Weiche als gerade Weichen angeordnet worden. Nun kann auch die einfache Weiche von Roco mit geänderten Langschwellen direkt übernommen werden. In den unteren Weichenverbindungen ist der kleinste Gleisradius jeweils auf 600mm festgelegt worden. Mit den Tillig-Weichen ergeben sich in den parallelen Kreisbögen die Radien 1098,6mm und 1038,6mm. Mit den Roco-Weichen ergeben sich die Radien 882,51mm und 819,51mm. Die Gleisabstände sind gemäß NEM entsprechend vergrößert. Es wird deutlich: Wenn ein bestimmter Radius nicht unterschritten werden darf (hier 600mm), kommt man mit Weichen einer größeren Grundform enger und somit platzsparender um die Kurve.

Abb. 12: Bogenweichenverbindungen mit Weichen von Tillig und Roco

Abb. 12: Bogenweichenverbindungen mit Weichen von Tillig und Roco.

In der Abbildung 13 sind Gleisverbindungen dargestellt, wie sie in echt ab 1961 möglich waren. Der Zweiggleisradius der jeweils bogenäußeren IBW beträgt 200m. Die Gleisverbindung mit den beiden IBW 49-500-1:12 ist zwar deutlich länger als die Gleisverbindung mit der ABW und IBW 49-300-1:9, dafür kommt man auch beim Vorbild mit langen Weichen deutlich enger um die Kurve.

Abb. 13: Bogenweichenverbindungen mit echten Weichen

Abb. 13: Bogenweichenverbindungen mit echten Weichen.

Gleisharfen mit 10°-Weichen im Gleissystem S21

Mit den Weichen der Regelneigung 1:5,671 (entspricht 10°) können wie beim Vorbild unterschiedlich lange und unterschiedlich steile Weichenstraßen entstehen. Wird nur die unveränderte 10°-Weiche von Roco verwendet, wird eine Gleisharfe für 5 Gleise 1725mm lang (Abbildung 14 oben). Es ist beim Vorbild eher unwahrscheinlich, daß die ersten beiden Weichen ohne Zwischengerade angeordnet werden, da gemäß der S21-Fahrdynamik in das zweite Gleis nur mit 43,6 km/h eingefahren werden könnte.

Um in alle Gleise mit 50 km/h einzufahren, kann statt dessen die Weiche 21-1350-1:5,671 T verwendet werden. Die Gleisharfe ist bei 52mm Gleisabstand mit 1415,9mm Länge 309,1mm kürzer als die Weichenstraße von Roco mit 61,6mm Gleisabstand (Abbildung 14 mittig). Um nur mit 40 km/h in die Gleisharfe einzufahren, könnten die Weichen 21-873,5-1:5,671 R verwendet werden. Mit diesen Weichen wäre die Gleisharfe nur noch 1332,5mm lang.

Soll aber unbedingt in alle Gleise mit 60 km/h bei 52mm Gleisabstand eingefahren werden, müßten die Weichen wie in der Abbildung 14 unten angeordnet werden. Der ersten Weiche 21-2184-1:1:7,37 M folgt eine weitere Weiche 21-2184-1:7,37 M mit vertauschter oder verbogener Zungenvorrichtung. Bei dieser Weiche wird eine linke Zungenvorrichtung (rot abgebildet) verwendet, das Mittelteil und der Herzstückbereich stammt von einer Rechtsweiche. Die weiteren Weichen können wahlweise von Modellwerk oder Roco stammen und wenn nur 50km/h gefahren werden soll, auch von Tillig. Diese Gleisharfe ist mit 1541mm noch um 184mm kürzer als die Gleisharfe im Gleissystem von Roco. Die Weiche mit vertauschter Zungenvorrichtung kann mit dem Programm MODELLGLEIS bisher nur durch einzelne Gleise dargestellt werden.

Abb. 14: Gleisharfen mit 10°-Winkel

Abb. 14: Gleisharfen mit 10°-Winkel

Gleisharfen steiler als 10° mit 10°-Weichen

Die steile Gleisharfe mit 15°-Tilligweichen und 59mm Gleisabstand ist bei 5 Gleisen 1109mm lang (Abbildung 15 oben). Das zweite Gleis kann wegen der S-Kurve ohne Zwischengerade durch die Weichen gemäß der S21-Fahrdynamik nur mit 29 km/h befahren werden.

Mit der 10°-Weiche 21-866-1:5,671 TR kann bei 52mm Gleisabstand eine 15,31° steile Gleisharfe angeordnet werden (Abbildung 15, zweite Gleisharfe von oben). Die Gleisharfe ist 1020,99mm lang und somit 88,01mm kürzer als die 15°-Gleisharfe im Gleissystem von Tillig. Die zweite Weiche wird als Außenbogenweiche angeordnet. Das zweite Gleis der Gleisharfe kann mit 40 km/h gefahren werden. Der gerade Herzstückbereich der ersten Weiche bildet die Zwischengerade für das zweite Gleis. Das unterste Gleis könnte mit 100 km/h, alle weitere Gleise können mit 40 km/h befahren werden. Da in allen Gleise eine kurze Abfolge von Geraden und Kreisbögen befahren wird, ist diese Weichenstraße besser für Rangierfahrstraßen geeignet.

Wird der Gleisabstand deutlich vergrößert (61,6mm), wird die Gleisharfe jedoch nicht viel länger (Abbildung 15, dritte Gleisharfe von oben). Die nun 18,165° steile Weichenstraße ist mit den aus Roco-Weichenteilen zusammengesetzten Weichen 21-873,5-1:5,671 R nur 1057,05mm lang. Die 15°-Weichenstraße des Gleissystems von Roco ist dagegen 1150mm lang.

Die steilen Weichenstraßen entsprechen einem Vorschlag aus dem Handbuch für Ingenieurvermessung, Seite 157. Herausgegeben von der Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbahn 1970. Die steile Weichenstraße mit den Vorbildweichen 49-190-1:9 ist in der Abbildung 15 unten dargestellt. Diese Weichenstraße ist 84,1mm kürzer als die 10°-Weichenstraße von Roco (Abbildung 14 oben)!

Abb. 15: Steile Gleisharfen, bestehend aus 190er-Weichen mit der Regelneigung

Abb. 15: Steile Gleisharfen, bestehend aus 190er-Weichen mit der Regelneigung

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